OpenSearch vs. Elasticsearch: Suche ohne Vendor-Lock-in

Enterprise Search ist heute geschäftskritisch – und gerade hier möchte man keine unerwarteten Einschränkungen oder Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern riskieren. Genau das passierte jedoch, als Elastic im Jahr 2021 die Lizenz für Elasticsearch änderte. Die Software war plötzlich nicht mehr uneingeschränkt frei nutzbar, was viele Unternehmen aufschreckte.
Einige fürchteten einen Vendor-Lock-in, da Elastic bestimmte Funktionen an proprietäre Lizenzen band. Die Folge: Viele suchten nach Alternativen. OpenSearch, ein von AWS initiierter Fork von Elasticsearch, trat auf den Plan und bleibt unter Apache-2.0-Lizenz 100 % Open Source – mit nahezu identischem Funktionsumfang, aber ohne Nutzungsbeschränkungen oder versteckte Kosten.
In diesem Beitrag beleuchten wir ausführlich, wie es zu dieser Situation kam, wie der aktuelle Stand aussieht und warum OpenSearch in vielen Fällen die bessere Wahl für digitale Souveränität und Kontrolle über Unternehmensdaten sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- Lizenzwechsel bei Elastic: Wie die Problematik entstand
- OpenSearch als Open-Source-Alternative ohne Einschränkungen
- Community und Governance: Linux Foundation übernimmt
- Aktueller Stand: Elastic rudert zurück und Performance-Vergleiche
- Wann ist OpenSearch die bessere Wahl?
- Wann spricht etwas für Elasticsearch?
- Unsere Leistungen für Ihre Search-Infrastruktur
- Fazit: Digitale Souveränität durch OpenSearch
- Kontaktieren Sie uns
- Weiterführende Links und Quellen
Lizenzwechsel bei Elastic: Wie die Problematik entstand
Elasticsearch startete einst als Open-Source-Projekt unter Apache-2.0-Lizenz und bildete das Herzstück des beliebten ELK-Stacks (Elasticsearch, Logstash, Kibana). Doch im Januar 2021 zog Elastic den Unmut der Community auf sich: Man stellte Elasticsearch und Kibana auf eine duale Lizenz um – Server Side Public License (SSPL) und die eigens kreierte Elastic License v2 (ELv2).
Keine dieser Lizenzen war von der Open Source Initiative (OSI) anerkannt, was faktisch bedeutete, dass Elasticsearch nicht länger „freie" Open-Source-Software war. Elastic begründete diesen Schritt damit, sich gegen Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) zu wehren, die Elasticsearch als Service anboten, ohne zum Projekt beizutragen.
Die Konsequenzen für die Community
Die Auswirkungen dieser Lizenzänderung waren weitreichend:
- Viele in der Anwender- und Entwickler-Community fühlten sich vor den Kopf gestoßen
- Bis dato frei verfügbare Funktionen unterlagen plötzlich proprietären Beschränkungen
- Unternehmen standen vor Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Nutzungsrechte
- Potenzielle Kosten und Auflagen waren unklar
Diese Unsicherheit führte dazu, dass Alternativen ins Blickfeld rückten. Insbesondere große Cloud-Anbieter reagierten prompt: AWS kündigte noch 2021 an, die letzte freie Elasticsearch-Version (7.10.2) zu forken, um eine offene Alternative bereitzustellen. Aus diesem Fork ging OpenSearch hervor – ein eigenständiges Projekt, das den ursprünglichen offenen Kurs fortführt.
OpenSearch als Open-Source-Alternative ohne Einschränkungen
OpenSearch wurde von AWS zusammen mit Partnern ins Leben gerufen, um die Vision einer wirklich offenen Enterprise-Suchlösung aufrechtzuerhalten. Der gesamte OpenSearch-Code steht unter der Apache License 2.0, was Nutzern maximale Freiheiten einräumt.
Was bedeutet das konkret?
Unternehmen können OpenSearch nach Belieben verwenden, modifizieren, erweitern, einbetten, monetarisieren oder als Teil eigener Services anbieten – ohne Risiko eines Lizenzbruchs. Diese permissive Lizenz stellt sicher, dass kein Vendor-Lock-in entsteht. Anders als bei Elastic's proprietären Add-ons gibt es hier keine versteckten Schranken oder Gebühren.
Funktionsumfang: Drop-in Ersatz für Elasticsearch
Funktional bietet OpenSearch ein nahezu identisches Erlebnis wie Elasticsearch 7.10.2 – einschließlich der Suchmaschine selbst und eines Visualisierungs-Dashboards (OpenSearch Dashboards, analog zu Kibana). Für viele Anwendungsfälle ist es ein Drop-in Ersatz, d.h. vorhandene Elasticsearch-Setups lassen sich mit minimalen Anpassungen auf OpenSearch umstellen.
Kostenersparnis durch integrierte Features
Besonders attraktiv ist die Kostenersparnis: OpenSearch enthält zahlreiche Features bereits out-of-the-box, die bei Elastic Teil des kostenpflichtigen X-Pack waren. Beispielsweise sind erweiterte Sicherheitsfunktionen wie feingranulares Zugriffsmanagement und Audit-Logging kostenlos integriert. Unternehmen sparen somit die Lizenzgebühren, die für vergleichbare Funktionen in der Elastic-Welt anfielen.
Auch High-End-Features wie Alerting, Index-Lifecycle-Management oder Anomalieerkennung wurden im OpenSearch-Projekt als offene Module bereitgestellt – Funktionen, die Elastic-Kunden früher nur gegen Aufpreis erhielten. Zwar mussten proprietäre Komponenten (z.B. bestimmte X-Pack-Module und Telemetrie) aus dem ursprünglichen Code entfernt und durch Open-Source-Alternativen ersetzt werden, doch das OpenSearch-Team hat zügig für Ersatz gesorgt. Das Resultat ist eine Plattform, die den gesamten Funktionsumfang der früheren Open-Source-Elastic-Version bietet, plus einige Weiterentwicklungen aus der Community.
Community und Governance: Linux Foundation übernimmt
Ein weiterer Vorteil ist die aktive Open-Source-Community hinter OpenSearch. Das Projekt wird zwar von AWS initiiert, doch es ist ausdrücklich community-getrieben.
2024 übergab AWS die Governance sogar an die Linux Foundation und gründete die OpenSearch Foundation. Dieser Schritt unterstreicht das Engagement für unabhängige Weiterentwicklung und erhöht das Vertrauen bei Organisationen, die jegliche Anbieterbindung vermeiden wollen.
Eine lebhafte Gemeinschaft von Entwicklern und Unternehmen arbeitet an OpenSearch – neue Features und Verbesserungen werden kontinuierlich eingebracht. Zwar räumt selbst AWS ein, dass die Entwicklung mancher hochmoderner Funktionen (etwa im Bereich KI/Vektorsuche) etwas hinter der proprietären Elastic-Entwicklung hinterherhinkte, doch der Gap schrumpft beständig. OpenSearch hat inzwischen z.B. künstliche Intelligenz für Anomalie-Erkennung integriert und experimentiert mit Vektorsuche, um mit aktuellen Trends Schritt zu halten.
Aktueller Stand: Elastic rudert zurück und Performance-Vergleiche
Die Dynamik in diesem „Lizenzkrieg" blieb nicht einseitig. Elastic reagierte seinerseits auf den Abwanderungstrend: Dreieinhalb Jahre nach der umstrittenen Lizenzänderung folgte im Spätsommer 2024 der Schritt zurück zur Open-Source-Welt.
Elasticsearch kehrt zu Open Source zurück - mit Einschränkungen
Elastic kündigte an, Elasticsearch und Kibana wieder unter einer OSI-anerkannten Open-Source-Lizenz bereitzustellen – konkret der GNU AGPLv3. Dieser Schritt wurde als überraschende Kehrtwende wahrgenommen. Elastic betonte, man habe „nie aufgehört, wie eine Open-Source-Community zu agieren", räumte jedoch ein, dass mit einer OSI-konformen Lizenz endlich alle Zweifel ausgeräumt würden.
In der Tat ist AGPL v3 eine strengere Copyleft-Lizenz, die darauf abzielt, Cloud-Anbieter zur Freigabe von Modifikationen zu zwingen, sollte der Code als Service angeboten werden.
Was bedeutet das für Nutzer?
Für bestehende Elastic-Nutzer bedeutet die neue Lizenzoption: Man kann Elasticsearch theoretisch wieder im reinen Open-Source-Modus einsetzen, allerdings bleiben viele Advanced Features weiterhin den zahlenden Kunden vorbehalten. Elastic bietet nun parallel eine kostenlose Open-Source-Variante mit Grundfunktionen unter AGPL an, während wichtige Erweiterungen wie Machine Learning, spezielle Sicherheitsfeatures oder bestimmte Integrationen weiterhin nur in den höheren, proprietären Subscription-Tiers verfügbar sind.
Mit anderen Worten: Der Quellcode ist wieder offen, aber funktionsseitig versucht Elastic weiterhin, Kunden für Premium-Features auf die eigene Plattform zu ziehen.
Inzwischen pflegen Elastic und AWS laut eigenen Aussagen eine pragmatische Koexistenz – Elastic spricht gar von einer „starken Partnerschaft" mit Amazon. Ob diese Beschwichtigung genügt, um das Vertrauen der Open-Source-Community zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten. Branchenbeobachter merken an, dass viele Nutzer einmal verbranntes Vertrauen nicht so schnell zurückstellen.
Zudem ist AGPL zwar Open Source, aber für manche Unternehmen aufgrund der viralen Klauseln (Weitergabepflicht von Änderungen im SaaS-Betrieb) weniger attraktiv als eine permissive Apache-Lizenz. Hier behält OpenSearch also einen strategischen Vorteil für alle, die maximale Freiheit mit dem Code wünschen.
Performance und Innovation
Performance und Innovation sind weitere Aspekte, in denen sich die beiden Projekte fortwährend messen. Elastic investierte stark in die Weiterentwicklung seines Stacks und veröffentlichte Benchmark-Tests, die Elasticsearch teils 40–140 % schneller als OpenSearch zeigen – bei geringerem Ressourcenverbrauch.
Unsere Recherchen und externe Analysen deuten darauf hin, dass Elastic insbesondere bei sehr großen Datenmengen oder komplexen Abfragen tatsächlich einen Performance-Vorsprung hat.
Aber: OpenSearch hält für durchschnittliche Einsatzszenarien durchaus mit. In vielen mittelgroßen Use Cases (z.B. typische Log-Analytics oder interne Suchen) werden die meisten Anwender keinen dramatischen Unterschied bemerken. Zudem arbeitet die OpenSearch-Community daran, die Effizienz weiter zu steigern.
Interessanterweise bringt Elastic selbst ins Feld, dass ihre Kunden mit dem Stack eine hohe Kapitalrendite (ROI) erzielen und durch effizientere Speicherung Kosten sparen könnten – Aussagen, die freilich aus Marketing-Perspektive zu sehen sind und in realen Szenarien von vielen Faktoren abhängen.
Wann ist OpenSearch die bessere Wahl?
Für IT-Entscheider stellt sich die Frage, welches System unter dem Strich vorteilhafter ist. Pauschal lässt sich das nicht beantworten – es hängt von den Prioritäten des jeweiligen Unternehmens ab.
Dennoch lässt sich ein klarer Trend zugunsten von OpenSearch erkennen, wenn folgende Faktoren im Vordergrund stehen:
1. Digitale Souveränität und Kontrolle über Daten
OpenSearch unter Apache-2.0-Lizenz gibt Ihnen die volle Kontrolle. Sie können die Software überall betreiben – on-premise oder in jeder Cloud – und behalten die Hoheit über Ihre Daten und den Code.
Es gibt keinen Hersteller, der Ihnen vorschreibt, wie Sie das System nutzen dürfen, oder der einseitig die Bedingungen ändern kann. Diese Unabhängigkeit ist besonders für:
- Branchen mit strikten Compliance-Vorgaben
- Staatliche Institutionen
- Unternehmen, die Vendor-Lock-in vermeiden wollen
attraktiv.
2. Kostenersparnis
OpenSearch ist komplett kostenlos nutzbar – selbst erweiterte Features verursachen keine Lizenzgebühren. Sie sparen sich die Ausgaben für Elastic-Subscriptions (z.B. die früher notwendigen X-Pack-Fees für Sicherheit, Alerting, Machine Learning usw.), da vergleichbare Funktionalität in OpenSearch ohne Aufpreis enthalten ist.
Gerade bei großen Cluster-Installationen können die Kosteneinsparungen erheblich sein – gerade bei großen Cluster-Installationen.
3. Keine funktionalen Einschränkungen im Kerngebrauch
Für die meisten „Standard"-Anwendungen bietet OpenSearch alles, was Elasticsearch auch bietet:
- ✅ Indexierung
- ✅ Leistungsfähige Volltextsuche
- ✅ Aggregationen
- ✅ Kibana-ähnliche Dashboards (OpenSearch Dashboards)
- ✅ Verteilte Skalierung
- ✅ RESTful API
- ✅ Plugin-Ökosystem
Die grundlegenden Such- und Analyseanforderungen lassen sich ohne Abstriche erfüllen. Spezielle neuere Elastic-Funktionen (etwa spezielle ML-Module, Elastic Workplace Search Integrationen oder Maps) fehlen zwar teils noch, doch diese sind nicht in jedem Use-Case relevant. Oft existieren zudem alternative Open-Source-Lösungen, die sich bei Bedarf ergänzen lassen.
4. Aktive Weiterentwicklung und Community-Support
OpenSearch hat den Rückhalt einer wachsenden Community sowie großer Player (allen voran AWS). Durch die OpenSearch Foundation unter dem Dach der Linux Foundation ist gewährleistet, dass die Entwicklung offen und gemeinschaftlich gesteuert wird.
- Mehrere Unternehmen tragen Code bei
- Regelmäßige Releases
- Offenes Plugin-Ökosystem
- Aktive Foren und GitHub-Diskussionen
- Verbesserte Dokumentation
Das Projekt ist lebendig und zukunftsfähig – ein wichtiges Signal für Entscheider, die auf Langlebigkeit einer Plattform setzen.
Wann spricht etwas für Elasticsearch?
Fairerweise muss erwähnt werden: Elasticsearch kann seine Stärken ausspielen, wenn man bereit ist, sich (teilweise) an Elastic als Anbieter zu binden und für Premium-Funktionen zu zahlen.
Wer höchste Performance auf Extrem-Skala, umfangreichste Feature-Liste und dedizierten Enterprise-Support sucht, findet bei Elastic ein rundes Gesamtpaket – muss dann aber die Lizenzbedingungen und potenzielle Abhängigkeit in Kauf nehmen.
Unsere Leistungen für Ihre Search-Infrastruktur
WZ-IT unterstützt Sie bei der Implementierung Ihrer Enterprise-Search-Lösung – ob OpenSearch oder Elasticsearch:
Beratung und Konzeption
- Analyse Ihrer Such- und Analytics-Anforderungen
- Evaluation: OpenSearch vs. Elasticsearch
- Architektur-Design für Skalierbarkeit
- Migrations-Strategie von bestehenden Systemen
Installation und Setup
- On-Premise in Ihrem Rechenzentrum
- Private Cloud auf dedizierten Servern
- Hybrid-Lösungen nach Ihren Anforderungen
- Cluster-Setup mit High Availability
- Integration in bestehende IT-Infrastruktur (LDAP, SSO, etc.)
Betrieb und Wartung
- 24/7 Monitoring
- Automatische Backups
- Sicherheits-Updates
- Performance-Tuning & Optimierung
- Index-Management & Lifecycle-Policies
- SLA mit garantierten Verfügbarkeiten
Fazit: Digitale Souveränität durch OpenSearch
Schlussendlich liefert OpenSearch eine willkommene Wahlfreiheit in der Welt der Enterprise Search. In Zeiten, in denen Kontrolle über die eigenen Daten und die Vermeidung von Lock-in immer wichtiger werden, verschafft OpenSearch Unternehmen eine Option, auf modernste Suchtechnologie zu setzen, ohne die Schlüssel aus der Hand zu geben.
Gerade in Bezug auf digitale Souveränität – also die selbstbestimmte Herrschaft über Software und Daten – punktet OpenSearch gegenüber Elasticsearch. Wann immer Unabhängigkeit, Kostenkontrolle und offene Lizenzierung höhere Priorität haben als das letzte Quäntchen an proprietärer Zusatzfunktion, ist OpenSearch die bessere Wahl für Ihr Such- und Analytics-Ökosystem.
Die entstandene Konkurrenzsituation hat letztlich auch positive Effekte: Sie zwingt beide Projekte, sich weiterzuentwickeln. Für Anwender bedeutet dies in jedem Fall Innovation und Auswahlmöglichkeiten, aus denen sie die für ihren Bedarf optimale Lösung wählen können – frei von Knebelverträgen und mit einem guten Gefühl der Kontrolle über die eigene Dateninfrastruktur.
"Digitale Souveränität ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für moderne Unternehmen."
Kontaktieren Sie uns
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Sie erreichen uns auch telefonisch unter +49 2922 875068 oder per E-Mail an [email protected]. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!
Weiterführende Links und Quellen
- Best Elasticsearch alternatives in 2025 for your use case - Algolia
- Elastic Returns to Open Source: Will the Community Follow? - InfoQ
- Elasticsearch erscheint wieder als Open-Source-Software - heise online
- Elastic Search and Open Search - a brief history of the license war - DEV Community
- OpenSearch vs. Elasticsearch - SHI GmbH
- Elasticsearch vs OpenSearch in 2025: What the Fork? - Pureinsights
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